Biografie
Walter Frentz (1907-2004)
am 21.08.1907 in Heilbronn geboren
ab 1927 Studium Elektrotechnik in München und Berlin.
1928 Gründung Hochschulring Deutscher Kajakfahrer.
1931/32 erster erhaltener Film "Wildwasserparadiese Österreich und Jugoslawien".
1933-1936 Kameramann bei den NSDAP-Parteitagsfilmen "Der Sieg des Glaubens", "Triumph des Willens" und "Tag der Freiheit" sowie "Olympia" unter der Regie von Leni Riefenstahl.
1938 Kameramann bei Hitlers Fahrt durch das annektierte Österreich und Hitlers Besuch in Wien.
1939 als Wochenschau-Kameramann Reise mit NS-Außenminister von Ribbentrop nach Moskau zu Vertragsverhandlungen mit Stalin.
Im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 als Luftwaffen-Offizier Filmberichter der Deutschen Wochenschau in Hitlers Hauptquartieren und damit einer der wichtigsten Bildpropagandisten des Dritten Reiches.
Neben der offiziellen Filmtätigkeit entstehen in dieser Zeit auch
Fotoaufnahmen vom Leben in den Führerhauptquartieren und zahlreiche Portraits von Besuchern sowie von Reisen durch die besetzten Länder Europas.
1939 Kameramann bei Hitlers Siegesparade in Warschau.
1940 Filmaufnahmen von Hitlers "Freudentanz", nachdem diesem das Waffenstillstandsgesuch der Franzosen übermittelt wurde, von den Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne und von Hitlers Paris-Besuch.
1941 Reise mit SS-Führer Himmler nach Minsk, dort Zeuge von Erschießungen von Zivilisten. Nach der Reise auf Veranlassung Himmlers Aufnahme in die SS.
Die Mitgliedschaft wurde jedoch nie aktiv ausgeübt.
1942 Ablehnung, im Auftrag der SS einen Propagandafilm über das
KZ Theresienstadt zu drehen.
Fotoausstellung mit Farbportraits auf der Tagung "Film und Farbe" in Dresden.
1943 im Auftrag von Rüstungsminister Speer interne fotografische Dokumentation des "Atlantikwalls" von der französisch-spanischen Grenze bis Dänemark.
1944 Filmdokumentation über die Produktion der "V-Waffen" durch Zwangsarbeiter des KZ Mittelbau-Dora und von Tests der "V2"-Rakete.
1945 am 20.3. letzte Filmaufnahmen von Hitler, als dieser im Hof der Berliner Reichskanzlei "Kindersoldaten" empfängt.
Walter Frentz stand dem NS-Regime und insbesondere Hitler positiv gegenüber, war aber nie Mitglied der NSDAP.
Dass seine Filmtätigkeit in der NS-Zeit einen wichtigen Beitrag im Propagandaapparat eines verbrecherischen Regimes darstellte, hat er nach 1945 auch in der Rückschau nie kritisch reflektiert, sondern sich darauf zurückgezogen, nur "dokumentiert" zu haben, was andere taten.
1945/1946 zeitweise in amerikanischer Internierung.
1948 bis 1992 jeweils im Winterhalbjahr Lichtbildvorträge in Volkshochschulen über seine Kajakfahrten und seine Reisen in Europa, ab den 1970er Jahren mit Schwerpunkt auf den Ländern Osteuropas.
1949 Heirat der Witwe Edeltrude Esser. Sie ist bildende Künstlerin und bringt vier Kinder mit in die Ehe.
von 1950 bis 1978 dreht Walter Frentz über 30 Dokumentarfilme,
darunter einen frühen Film zum Thema Umweltschutz ("Alarm, Alarm" 1969), Filme über Nationalparks in Deutschland, Europa und den USA sowie einen Film über die europäische Baukunst und deren denkmalpflegerische Erhaltung
("Die Kunst zu Bauen - Das Erbe Europas" 1976).
1952 erscheint im Kreuz-Verlag sein Buch "In den Schluchten Europas - Erstbefahrungen und Erlebnisse der Faltbootpioniere"
(Neuauflage 1995 im Pollner-Verlag).
1953 Geburt eines gemeinsamen Sohnes.
ab den 1970er Jahren Zeitzeuge in Filmdokumentationen der BBC und des ZDF über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg.
1973 erste umfangreichere Veröffentlichung von Fotos aus der NS-Zeit in der Zeitschrift STERN in einer STERN-Serie zu Joachim Fests Hitler-Biografie
1974 Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz in Polen zusammen mit seinem Sohn.
1985 entsteht das Filminterview "Walter Frentz über seine Tätigkeit als Kameramann 1932-1945" für das Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF), Göttingen. Autor: Karl Stamm.
ab 1990 übernimmt die zeitgeschichtliche Bildagentur des Berliner Ullstein Verlages (heute: ullstein bild, Axel Springer Syndication) eine Auswahl von etwa 500 Walter-Frentz-Fotos in ihr Angebot.
1992 Dokumentarfilm von Jürgen Stumpfhaus über Walter Frentz ("Das Auge des Kameramannes").
1995 englische gekürzte und überarbeitete Fassung des Films unter dem Titel "The Eye of the Third Reich".
am 06.07.2004 in Überlingen am Bodensee gestorben
Liste der Filme
1931/32: Wildwasserparadiese Österreich und Jugoslawien
1932/33: Durch Felsendome zum Mittelmeer
Erstbefahrung des Grand Canon du Verdon
1932/33: Wildwasserfahrt durch die Schwarzen Berge
Erstbefahrung der Tara
1933: Wasser hat Balken
1933/34: Die Wildwasser der Drina
1933: Kameramann beim NSDAP-Parteitagsfilm
Der Sieg des Glaubens von Leni Riefenstahl
1934/35: Kameramann beim NSDAP-Parteitagsfilm
Triumph des Willens von Leni Riefenstahl
1934/35: Hände am Werk. Ein Lied von deutscher Arbeit
1935: Kameramann beim NSDAP-Parteitagsfilm
Tag der Freiheit - Unsere Wehrmacht
von Leni Riefenstahl
1935/36: Die Glocke ruft (zusammen mit Walter W. Trinks)
1935/36: Fahrtenbuch Albanien
1936: Kameramann beim Film Jugend der Welt
Regie Carl Junghans
1936/38: Kameramann beim Film Olympia,
Teil 1: Fest der Völker, Teil 2: Fest der Schönheit
von Leni Riefenstahl
1938: Giganten der Landstraße (zusammen mit Herbert
Kebelmann)
1938: Artisten der Arbeit (zusammen mit Rudolf Schaad)
1939: Segelflieger auf der Wasserkuppe
1939: Deutsches Weinland
1939/40: Kameramann beim Film Der Feldzug in Polen
Regie Fritz Hippler
1939/45: Kameramann für die Deutsche Wochenschau
als Hitlers persönlicher Filmkameramann
in dessen Hauptquartieren
1950: Vom Matterhorn zum Mittelmeer
1951: Spanienfahrt 1951
1952: Kameramann beim Olympiafilm zur Olympiade
in Helsinki
1953: Kameramann beim Film 5000 Jahre Ägypten
Regie Bernhard Redetzki
1953: Zelt-Sonne-Meer auf Korsika
1953: Etschfahrt
1954/55: Große Liebe zum kleinen Fluss
1955: Jugoslawienfahrt
1956: Parkplätze des Herzens
1956/57: Kein schöner Land - Ein Film vom Jugendwandern
1957: So soll es sein, das Schwein
1959: Reise nach England
1959: Abseits der großen Straßen - durch die Heide zur Nordsee
1959: Abseits der großen Straßen - zum Bayerischen Wald
1959: Ums tägliche Brot
1959: Skizzen aus Dänemark
1959: Dänemark - Land zwischen zwei Meeren
1961: Ein Leben mit Pflanzen
1962: Auf der Lauter ins Elsaß
1962: Wildes Bergland Hellas
1962: In einer neuen Zeit
1964: Aus deutscher Schafzucht
1965/66: Rolf Nesch
Film über das Werk des Künstlers
1965: Fahrtenbuch 1965: Segeln um Dänemark
1969: Alarm! Alarm !
Umweltschutzfilm für den Deutschen Naturschutzring
1970: Treffpunkt DJH
Film für das Deutsche Jugendherbergswerk
1972: Unsere Naturparks - grüne Paradiese Deutschlands
Film für den Verein Naturschutzpark e.V.
1972: Natur- und Nationalparke Europas
Film im Auftrag der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
1976: Die Kunst zu bauen - Das Erbe Europas
Film im Auftrag der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
1977/78: Nationalparks in den USA
ohne Jahr: Deutschland zwischen gestern und morgen
Film im Auftrag des Bundespresseamtes
ohne Jahr: Moment mal!
Film im Auftrag des AID e.V., Bonn
ohne Jahr: Saar - Vogesen - Strassburg
Seine Kajakfilme hat Walter Frentz dem Alpinen Kajak-Club (AKC) geschenkt.
Aufbewahrung: Internationales Kanu-Museum, München.
Die darüber hinaus noch im Archiv vorhandenen Filmkopien wurden dem Bundesarchiv als unbefristete Leihgabe übergeben.